28. September 2023

Werden Flotten in Europa grün? Es ist nicht so einfach, wie es scheint

Der Straßengüterverkehr ist für fast drei Viertel der Gasemissionen des Verkehrssektors in Europa verantwortlich

Ende 2020 veröffentlichte der Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) einen einheitlichen Beschluss, wonach alle bis 2040 verkauften neuen Lkw frei von fossilen Brennstoffen sein sollen und bis 2050 Kohlenstoffneutralität erreicht werden soll. Dies ist ein hochgestecktes Ziel, aber da Regierungen und führende Vertreter des Verkehrswesens auf der ganzen Welt erkannt haben, dass Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels erforderlich sind, sind dies die ehrgeizigen Ziele, die etwas bewirken können.

Der Straßengüterverkehr ist für fast drei Viertel der Gasemissionen des europäischen Verkehrssektors verantwortlich und steht damit im Mittelpunkt der Ziele für die Kohlenstoffneutralität insgesamt. Die Entscheidung für einen erneuerten Fuhrpark, der mit sauberer Energie betrieben wird, ist eine der besten Möglichkeiten, etwas zu bewirken. Fachleute, die in den Bereichen Transport, Logistik und verwandten Bereichen arbeiten, wissen jedoch, wie schwierig es sein wird, diese Veränderungen umzusetzen. Die Absicht, die Flotten in Europa umweltfreundlicher zu machen, ist vorhanden, aber kann sie auch wirklich umgesetzt werden?  

Grüne Flotte in Europa

Viele Herausforderungen liegen vor uns

Es wird erwartet, dass das Straßengüterverkehrsaufkommen in Europa von Jahr zu Jahr kontinuierlich ansteigt und sich zwischen 2019 und 2050 auf insgesamt 36 % erhöht. Erschwerend kommt hinzu, dass Elektro- und Wasserstofffahrzeuge im Jahr 2021 nur 0,5 % der Zulassungen für mittlere und schwere Nutzfahrzeuge und 0,2 % der Langstrecken-Lkw ausmachen werden. Da es etwa 10 Jahre dauert, ganze Flotten zu erneuern, muss die Arbeit jetzt beginnen, um die vom Europäischen Parlament und dem ACEA gesteckten Ziele zu erreichen.

In Zusammenarbeit mit der European Clean Trucking Alliance wurde eine Studie durchgeführt, um die Lücken zwischen den angestrebten grünen Zielen und der aktuellen Situation zu ermitteln:

  • Mangel an verfügbaren E-Ladestationen

Fuhrparks müssen oft Produkte über lange Strecken transportieren, aber aufgrund der fehlenden Ladeinfrastruktur in ganz Europa ist die Unterstützung großer Flotten von Elektrofahrzeugen mit der derzeitigen Anzahl von Ladestationen in der EU unmöglich. Die Behörden müssen in eine Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge investieren, die nicht nur für Personenkraftwagen, sondern auch für Langstrecken-LKW geeignet ist.

  • Versorgungsengpässe

Derzeit gibt es auf dem Markt für Elektrofahrzeuge nur begrenzte Möglichkeiten, vor allem für Gütertransportfahrzeuge. Da der Wettbewerb auf dem Markt sehr gering ist, sind die Preise hoch und die Möglichkeiten begrenzt, was es für Transportunternehmen schwierig macht, Lkw zu finden, die ihren Anforderungen entsprechen. Einige Mitglieder der ECTA wiesen darauf hin, dass es nahezu unmöglich ist, Großaufträge von Herstellern zu erhalten, was den Ersatz einer ganzen Flotte zusätzlich erschwert.

  • Zero-Emission Performance Sichtbarkeit

Langstrecken-Elektrofahrzeuge gibt es noch nicht lange; ein genaues Verständnis der zu erwartenden Lebensdauer und der mechanischen Probleme ist in der derzeitigen Landschaft unglaublich schwierig. Viele Flotten sind 10-20 Jahre alt, aber können vollelektrische Flotten so lange halten? Das ist unklar. Dies macht auch den Wiederverkaufsmarkt für Elektrofahrzeuge im Fernverkehr unsicher und stellt eine weitere Eintrittsbarriere für kleinere Transportunternehmen dar.

  • Investitionskapital

Die Umrüstung einer ganzen Flotte von Diesel- oder Gasfahrzeugen auf Elektrofahrzeuge ist kostspielig, und in einer Branche, die mit geringen Gewinnspannen arbeitet, kann Kapital schwer zu bekommen sein. Um eine größere Umstellung in diesem Zeitrahmen zu ermöglichen, muss die EU Transportunternehmen, die auf umweltfreundliche Fahrzeuge umsteigen, finanzielle Vorteile gewähren.  

Grüner Trend

Auch wenn der Weg dorthin noch steinig ist, ist die Branche vielversprechend. Der große Transportgigant Amazon hat gerade angekündigt, dass er in den nächsten fünf Jahren 1.000.000.000 Euro in eine elektrische LKW- und Lieferwagenflotte in ganz Europa investieren wird. Ein Branchenführer, der grüne Initiativen in dieser Größenordnung unterstützt, wird die Innovation vorantreiben und es anderen Unternehmen in diesem Bereich ermöglichen, ebenfalls umweltfreundlich zu werden. Amazon wird in die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge investieren und mit Automobilherstellern zusammenarbeiten, um seine Flotte zu versorgen.

United Parcel Service Inc. und FedEx Corp. haben sich ebenfalls zu Investitionen in emissionsfreie Lieferwagen und Lastwagen verpflichtet. Da die Hersteller mehr Gründe haben, ihre eigene Infrastruktur auszubauen, wird sich die Produktionsgeschwindigkeit erhöhen und die Verfügbarkeit von E-Fahrzeugen für große Flotten auf dem ganzen Kontinent zunehmen.

Die Landschaft der Zukunft sieht grüner aus

Damit die EU ihre Kohlenstoffemissionsziele erreichen kann, muss viel Arbeit in kurzer Zeit geleistet werden, und der Verkehrssektor ist nur ein Teil der Gleichung. Selbst wenn die Verantwortlichen in diesem Bereich bereit sind, das Nötige zu tun, müssen die Regierungsstellen den Übergang mit Infrastrukturinvestitionen auf breiter Ebene unterstützen. Der Weg dorthin wird nicht einfach sein, aber alles deutet darauf hin, dass die Flotten in Europa umweltfreundlicher werden und damit ein Vorbild für den Rest der Welt.

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